​05.06.2020

Interview Dr. Anselm Kreuzer, Komponist und Teilnehmer des Junior Showcase 2003

von Eyes & Ears of Europe

Anselm Kreuzer, promovierter Musikwissenschaftler, ist seit 20 Jahren als Auftragskomponist für Film und Fernsehen tätig. Er ist Mit-Inhaber der Music Library Music Sculptor und langjähriger Dozent für audiovisuelle Musik und Sounddesign an Medien-Hochschulen.

Du hast im Jahr 2003 am Junior Showcase teilgenommen: Wie kam es denn überhaupt zu dem ersten Kontakt mit Eyes & Ears of Europe?

Eyes & Ears of Europe habe ich durch Anna Schiffer kennengelernt, die ja auch heute noch bei Eyes & Ears tätig ist. 

Was hat Dich dazu bewogen, am Junior Showcase teilzunehmen?

Neben der Herausforderung mich dem kreativen Austausch zu stellen, hatte auch der damalige Geschäftsführer Wout Nierhoff seinen Anteil an meiner Teilnahme. Er ermutigte mich teilzunehmen und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Denn wenn man sein Projekt vor einem Fachpublikum präsentiert, lernt man zum Einen selbst mehr über seine eigene Herangehensweise und zum Anderen auch einiges über die Herangehensweisen der anderen Präsentatoren. Das war eine große Bereicherung und ich habe dabei viel gelernt!

Stell doch bitte kurz Dein Projekt von damals vor.

Mein Projekt behandelte "die Audio-Story des Kanzlerkandidatenduells": Kurz vorher hatte es in Deutschland das erste Mal ein Kanzlerduell gegeben und der Sender RTL gestaltete dazu eine umfassende Promotion-Kampagne. Bei dieser war ich für die Musikgestaltung zuständig: Die deutsche Nationalhymne sollte auf moderne und hochwertige Weise in eine musikalische Umrahmung des Kanzlerduells umgestaltet werden. Es entstanden sowohl kurze Trailer-Musiken als auch längere Stücke zur Untermalung der Berichterstattung. Alles wurde zusammen mit dem Filmorchester Babelsberg aufgenommen.

Wie hat sich das Projekt nach dem Junior Showcase weiterentwickelt?

Nach meiner Teilnahme beim Junior Showcase habe ich noch viele weitere Anfragen von anderer Seite bekommen, das Projekt zu präsentieren.

Was war Deine Inspiration zu diesem Projekt?

Aktuelle Hollywood-Filmmusiken mit viel Impact wie z.B. „The Gladiator“ von Hans Zimmer waren sicherlich eine Inspiration. Aber insgesamt war dieses Projekt so singulär, dass ich eigene Wege finden musste, den Spagat zwischen staatstragender Thematik und medialem Entertainment zu meistern.

Was ist Dir am Eyes & Ears Junior Showcase besonders positiv im Gedächtnis geblieben?

Ganz eindeutig die überaus entspannte und zugleich kreative Atmosphäre – der Gedanke, dass vom Austausch alle Beteiligten profitieren.

Hat Dich die Teilnahme am Junior Showcase persönlich und / oder beruflich weitergebracht?

Ja, auf jeden Fall! Ich habe sowohl vieles an Inspiration mitgenommen als auch – infolge der Präsentation – neue Kontakte knüpfen können.

Welches Projekt würdest Du heute einreichen?

Ich arbeite aktuell an einem multimedialen Sound-Konzept für ein Fernseh- und Internetformat, in dem die Unterschiede zwischen linearen und non-linearen Hör- und Sehgewohnheiten deutlich werden und letztlich zu einem Gesamtkonzept vereint werden müssen. Das Projekt selbst soll aktuell noch nicht kommuniziert werden, aber ich könnte mir jetzt schon vorstellen, solch ein Projekt einzureichen – wenngleich ich für den Junior-Showcase bzw. die New Talents leider nicht mehr in Frage komme.

Wo und in welchem Arbeitsbereich bist Du nun tätig? Wie kamst Du dort hin?

Ich bin nach wie vor im Bereich Komposition und Musikproduktion für audiovisuelle Medien tätig. Die Zeit vor meiner Teilnahme am Junior-Showcase war auch die Zeit meines Beginns in diesem Sektor. Ich bin sehr dankbar, damals von einigen Fernsehsendern die Chance erhalten zu haben, erste Projekte zu verwirklichen.

Was würdest Du den potenziellen New Talents 2020 mit auf den Weg geben?

Ich glaube, dass oft Unsicherheit herrscht: Sollte ich dieses Projekt präsentieren? Kann ich überhaupt präsentieren? Vieles entsteht ja intuitiv und ohne festes Konzept. Ich kann nur wärmstens empfehlen, ins kalte Wasser zu springen und die eigenen Projekte zu präsentieren! Denn das ist für einen selbst und auch für Andere sehr bereichernd.

Vielen Dank, Anselm Kreuzer! New Talents-Projekte können noch bis zum 1. Juli eingereicht werden: https://eeofe.org/de/kalender/eyes-ears/2020/new-talents/new-talents-ausschreibung/

Lernen Sie Anselm Kreuzer außerdem persönlich kennen – bei der Eyes & Ears Online-Academy "Geschichten akustisch zum Leben erwecken – Auditives Storytelling für Bewegtbild-Produktionen" am 25. & 26. Juni 2020.