​19.06.2020

Interview mit Michael Schwertel, Professor an der CBS & Teilnehmer des Junior Showcase 2000

von Eyes & Ears of Europe

Michael Schwertel ist seit 2011 Professor für Medienmanagement an der CBS International Business School, außerdem gründete er 2007 die Trickfilmproduktion Power-Toons.

Du hast im Jahr 2000 am Junior Showcase teilgenommen: Wie bist Du mit Eyes & Ears of Europe in Kontakt gekommen? Und was hat Dich dazu bewogen, am Junior Showcase teilzunehmen?
Als Student hatte ich schon vorher die Möglichkeit an Eyes and Ears Konferenzen teilzunehmen, die mir sehr gut gefielen. Deshalb kannte ich auch schon vor meiner Teilnahme am Junior Showcase einige Mitglieder. Als mein Professor mich dann ansprach und mir riet, ich sollte doch mein Projekt, das ich für die Deutsche Bahn umgesetzt hatte, einreichen, war ich auf das professionelle Feedback gespannt.

Stell doch bitte kurz Dein Projekt von damals vor.
Auf einer Zugfahrt nach München sah ich damals ein absolutes Designverbrechen. Die Deutsche Bahn hatte vermutlich für sehr viel Geld „Inflight Screens” in den Sitzen installiert und das Programm wurde mit blauem Logo auf blauem Hintergrund super billig animiert. Das hat mich als junger Student so aufgeregt! Wir zerbrachen uns an der Kunsthochschule für Medien die Köpfe über CI etc. und die DB (nach ihrem immensen Imageverlust durch das Zugunglück von Eschede 1998) hinterließ den Eindruck beim Fahrgast nicht auf Details zu achten.

Ich rief dann quer durch Deutschland Verantwortliche der Bahn an, die mich immer wieder weiterleiteten. Nach 18 Telefonaten hatte ich endlich den Verantwortlichen am Apparat, dem ich dann erklärte, dass ein Zugreisender die Sorgfalt im Screendesign mit der Sorgfalt der technischen Wartung gleichsetzt. Er sagte mir nur, dass ich es doch besser machen solle, wenn es mich stören würde. So erstellte ich dann ein 3D Screen Design für das OnBoard Programm der Deutschen Bahn.

Wie bist Du dabei vorgegangen?
Die Screens waren kleiner und hatten eine schlechtere Auflösung als gängige TVs zu dieser Zeit. Obwohl die Animationen in 3D umgesetzt wurden, versuchte ich das sehr flächig zu gestalten, damit Bewegung und Formen auch bei einem flüchtigen Blick lesbar waren und Aufmerksamkeit erzeugt werden konnte.

Wie hat sich das Projekt nach dem Junior Showcase weiterentwickelt?
Es wurde weiterhin von der DB genutzt – bis die Screens aus den ICEs wieder ausgebaut wurden.

Was ist Dir am Eyes & Ears Junior Showcase besonders positiv im Gedächtnis geblieben?
Sehr positiv war der Austausch mit anderen Präsentierenden und Gästen der damaligen FMX wie zum Beispiel Paul Debevec, dem Erfinder von HDRI.

Hat Dich die Teilnahme am Junior Showcase persönlich und / oder beruflich weitergebracht?
Das Feedback während der Präsentation und die Frage, ob man solche Projekte als Student machen „darf", hat mir sehr geholfen meine eigene Einstellung zur eigenverantwortlichen Arbeit zu reflektieren. Dadurch fiel es mir vermutlich leichter mich selbstständig zu machen.

Auch das Präsentieren meiner Arbeit vor so vielen Leuten hat mir damals gezeigt, dass ich das kann. Eigentlich eine Grundvoraussetzung, um überhaupt eine Vorlesung halten zu können. :)

Welches Projekt würdest Du heute einreichen?
Eine 30 Minuten Animation, die ich 2019 alleine in VR für die giz umgesetzt habe. Ich hätte nie gedacht, wie anstrengend es ist, sich über mehrere Monate im VR Raum kreativ zu bewegen.

Wo und in welchem Arbeitsbereich bist Du nun tätig?
Ich bin Professor für Media Management an der CBS International Business School in Köln und habe mich dort auf Transmedia und Medien Trends spezialisiert. Außerdem arbeite ich noch in meiner eigenen Trickfilmproduktion Power-Toons, die transmedial in allen möglichen Kanälen animierte Inhalte produziert.

Was würdest Du den potenziellen New Talents 2020 mit auf den Weg geben?
In den Medien können wir unsere Träume visualisieren und Anderen zeigen.

Nutzt die New Talents, um eine weitere Plattform für wertvolles Feedback zu erhalten!

Vielen Dank, Prof. Michael Schwertel! New Talents-Projekte können noch bis zum 15. Juli eingereicht werden: https://eeofe.org/de/kalender/eyes-ears/2020/new-talents/new-talents-ausschreibung/