​01.06.2025

uch Tipp: Elizabeth Gilbert – Big Magic: Nimm dein Leben in die Hand und es wird dir gelingen

von Eyes & Ears of Europe

Big Magic – Warum dieses Buch auch Zyniker:innen überrascht

Der Titel klingt nach Self-Help-Esoterik mit Glitzerfolie – und ruft bei vielen, die beruflich gestalten, konzipieren und produzieren, zunächst Skepsis hervor. Ein weiteres Buch, das verspricht, Kreativität zu erklären? In einer Branche, in der Leistungsdruck, Perfektionismus und Deadlines den Alltag bestimmen, ist der Impuls naheliegend, sich davon zu distanzieren.

Doch genau dort setzt Big Magic von Elizabeth Gilbert an: nicht mit Methoden oder Techniken, sondern mit einer Haltung. Und diese Haltung wirkt überraschend befreiend.

Eine Einladung, keine Anleitung

Big Magic ist kein Ratgeber im klassischen Sinn. Auch kein Manifest. Vielmehr ist es ein Gespräch – mit einer erfahrenen Schriftstellerin, die viele Facetten kreativen Arbeitens kennt: euphorische Schaffensphasen, lähmende Blockaden, beruflichen Erfolg, Zweifel, Rückschläge und nicht zuletzt die Frage, ob das, was man tut, wirklich als Arbeit gelten darf.

Elizabeth Gilbert erzählt mit einem charmanten, stellenweise bewusst überzeichneten Stil von ihren persönlichen Beobachtungen. Sie spricht von Ideen, die uns begegnen. Von Mut, Ausdauer, Vertrauen – und von der Erlaubnis, etwas zu schaffen, ohne Garantie auf Bedeutung oder Erfolg.

Dieses Buch braucht keinen Textmarker. Es lädt dazu ein, sich zurückzulehnen und mitzuschwingen – nicht in der Struktur, sondern im Ton. Nicht im Handlungsimpuls, sondern in der inneren Haltung.

Spielen statt leisten

Was besonders nachhallt: Big Magic widerspricht dem gängigen Bild des leidenden, vom Leben geprüften Künstlers. Stattdessen wird kreatives Arbeiten als spielerischer Akt beschrieben – als etwas Kindliches, nicht Kindisches. Nicht getrieben vom Drama, sondern von Entdeckungsfreude.

Dabei geht es nicht um Kunst im elitären Sinn, sondern um etwas zutiefst Menschliches: den Wunsch, Resonanz zu erzeugen. In einer Welt, in der Erwachsene Vertrag um Vertrag mit To-dos und Erwartungen unterzeichnen, rückt Gilbert das Vergnügen am Tun selbst wieder ins Zentrum. Und erinnert daran, dass gestalterisches Arbeiten nicht immer ein Ziel braucht – manchmal reicht das Spiel.

Fazit: Kein Zaubertrick – aber ein sanfter Stupser

Big Magic liefert keine Anleitung und keinen Geheimcode für kreativen Erfolg. Aber es erinnert daran, warum kreatives Arbeiten überhaupt begonnen wurde – und was es braucht, um dabeizubleiben. Nicht mehr leisten, sondern wieder spielen dürfen.

Und vielleicht ist dieses Buch damit auch ein Aufruf an alle, die gestalten, führen oder organisieren:

Gebt Raum für Experimente. Gebt Raum für Neugier. Gebt Raum für Magie.

Vielen Dank an S.Fischer Verlage für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.

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