​29.10.2020

Buchtipp: "Die Frau, der ein Meteorit auf den Kopf fiel“

von Eyes & Ears of Europe

Eyes & Ears of Europe
Tonye Spiff, Autor

Pech hat jede*r im Leben mindestens eine Handvoll Male – sei es das Toast, das auf die Marmeladen-Seite fällt, die einzige Pfütze weit und breit, in die man mit besocktem Fuß hineintritt, oder die Stufe, die man verfehlt. In „Die Frau, der ein Meteorit auf den Kopf fiel“ behandelt Tonye Spiff 56 besondere Pechvögel, die mit ihren Geschichten normales Pech fast wie Glück erscheinen lassen. Von Jacob Davis, der die Levi’s-Jeans erfand, das Patent aber nicht selbst bezahlen konnte, bis hin zu Roy Sullivan, der ganze sieben Mal von einem Blitz getroffen wurde und überlebte, erzählt der Autor die Geschichten der Pechvögel sehr kurzweilig, mit Witz und dennoch informativ.
Wie es zu dem Buch kam und was sein persönlicher „Pechvogel“-Moment war, erzählte uns Tonye Spiff persönlich im folgenden Interview:

Sie arbeiten doch eigentlich als Marketingleitung bei TELE 5, wie kam es zu der Entscheidung ein Buch zu schreiben?

Schreiben ist schon seit Schulzeiten ein Hobby von mir. Auch bei unseren TELE 5-Kampagnen oder Schlefaz-Moderationen greife ich gerne mal zur Tastatur und gehe den Kolleg*innen mit meinen Kreationen auf die Nerven. Da ich außerdem selbst gerne lese, kam es schließlich zu dem Entschluss "ich versuche mal ein Buch zu schreiben".


Gab es schon Rückmeldung von Ihren TELE 5-Kolleg*innen? Was sagen sie dazu?

Unser Geschäftsführer Alberto Horta war begeistert – oder zumindest hat er so getan. Und mit seinem Vorgänger Kai Blasberg hatte ich sogar an einem TELE 5-Podcast zum Buch gebastelt. Er fühlte sich bei "Die Frau, der ein Meteorit auf den Kopf fiel" an die Klassik Radio Reihe "die wahre Geschichte" erinnert, die dort seit vielen Jahren erfolgreich läuft. Ansonsten waren die Kolleg*innen eher überrascht und fragten regelmäßig, ob das Buch denn wirklich in einem "echten" Verlag erscheinen wird.


Wieso haben Sie genau das Thema "Pechvögel" gewählt?

Schon als Kind war ich ein Fan von Donald Duck. Ich habe ihn dafür bewundert, wie er trotz aller Rückschläge immer wieder aufsteht und z.B. weiter um Daisys Gunst kämpft. Außerdem sind die Geschichten von Unglücksraben doch viel spannender als die von Glückspilzen und Gewinner*innen!


Wie lange hat die Entstehung des Buchs – inkl. Recherche – gedauert? 

Die Idee hatte ich so ab 2010 im Kopf. 2017 habe ich mich dann im Sommer das erste Mal hingesetzt und recherchiert, Geschichten zusammengetragen und die ersten Storys formuliert. Im Silvesterurlaub 2019/2020 habe ich, nach längerer Pause und zum Leidwesen meiner Freundin Marina, die letzten Kapitel im Hotelzimmer runtergetippt – während sie Madeira alleine erkunden musste.


Wie war der Prozess, gab es Schwierigkeiten?

Es sind ja alles wahre Geschichten. Einige sind auch sehr bekannt, wie die tragische Kanzlerwahl 1972 im Bundestag als CDU-Politiker Rainer Barzel trotz Mehrheit nicht gewählt wurde, da zwei bestochene Unions-Abgeordnete nicht für ihn stimmten. Oder Zehnkämpfer Jürgen Hingsen, der als Weltrekordhalter bei Olympia 1988 drei Fehlstarts hinlegte und ohne Wertung ausschied. Das war alles recht leicht zusammenzutragen. Schwieriger war es, den Wahrheitsgehalt von Pechvogelgeschichten aus dem Ausland zu überprüfen. Mindestens zwei Quellen wollte ich immer haben, bevor ich die Geschichte genauer anschaute. Das war nicht einfach, ist aber dank des Internets mittlerweile auch machbar.


Welche Geschichte hat Sie am meisten überrascht, geärgert und/oder Ihr Mitgefühl erweckt?

Die Geschichte um Rolf Oesterreich, einem mittlerweile älteren Herr, den niemand kennt. Dabei ist er Opfer eines riesigen Skandals! Weil er nicht ins DDR-Sportsystem passte, durfte er nie zu einem großen Kugelstoß-Wettkampf. Als er 1976 bei einem Sportfest in Zschopau mit 22,11m einen Weltrekord vor 200 Zuschauer*innen aufstellte, sorgte die Stasi dafür, dass diese Leistung weder in den Nachrichten, noch beim Internationalen Leichtathletikverband gemeldet wurde. Selbst nach der Wende 1989 sorgen ehemalige Stasi-Leute dafür, dass dieser Rekord auch nachträglich nicht anerkannt wird. Seit über 40 Jahren kämpft Herr Oesterreich für die Anerkennung – bis heute vergeblich…
Eine sehr tragische Geschichte, die mich beim Recherchieren und Schreiben regelrecht wütend gemacht hat. Das war schon mehr als Pech und weckte wirklich mein Mitgefühl.


Welche Geschichte mussten Sie wegen unzureichender Faktenlage – neben Frane Selak – noch auslassen?

Da gab es nicht allzu viele Geschichten. Denn, wenn mir etwas spanisch vorkam, habe ich sofort die Finger davon gelassen. Und das ist bei Frane Selak, dem angeblich größten Glückspilz oder Pechvogel der Welt, je nach Betrachtungsweise, der Fall. Der ist für mich eher der größte Märchenerzähler seit Baron Münchhausen.


Was war Ihr persönliches „Pechvogel“-Erlebnis?

Nun ja, ich liege mit einem Quadrizeps-Sehnen-Riss in der Klink. Ich bin leider unglücklich gestürzt, das ist aktuell sicher mein größtes Pechvogel-Erlebnis.


Wie kam es zu dem Vorwort von Oliver Kalkofe? Woher kennen Sie ihn?

Ich arbeite ja bei TELE 5 und dort ist Oliver Kalkofe, mit der Mattscheibe und SchleFaZ, das Gesicht unserer wichtigsten Eigenformate. Ich habe ihm mein Manuskript einfach mal gegeben und gefragt, was er davon hält. Olli war zu meiner großen Freude sehr angetan und hatte eine Woche später ein sehr amüsantes Vorwort zum Thema "Pechvögel" geschrieben.


Wird es einen zweiten Teil geben?

Ich hoffe doch! Gerade in diesem Monat ist in der Schweiz wieder ein Lotto-Millionengewinn verfallen, da der/die Spieler*in sich nicht gemeldet hat. Pechvögel-Geschichten gibt es jeden Tag, da sollte ein zweiter Teil noch drin sein.

Vielen Dank, Tonye Spiff! 

„Die Frau, der ein Meteorit auf den Kopf fiel“ ist im Oktober 2020 im riva-Verlag erschienen. Es ist als Softcover für 9,99€ erhältlich. Weitere Informationen zum Buch unter https://www.m-vg.de/riva/shop/article/19936-die-frau-der-ein-meteorit-auf-den-kopf-fiel/